Redoute in Reuß

Operette in drei Akten
Libretto von Sophie Jira
Musik von Olav Kröger nach
Motiven von Johann Strauß II
Uraufführung


Dauer: 2 Std. 50 Min. · 1 Pause

 

„So eine Einladung schlagt man net aus,
da kann noch so klein
dieses Fürstenhaus sein!“
Graf Herzmansthal

Mai 1814: Nach dem Ende der Napoleonischen Kriege soll Europa neugeordnet werden. Dem schrulligen Zwergfürstentum Reuß-Greiz-Schleiz droht nun das Verschwinden von der Landkarte. Man wäre auf die Protektion einer der beiden deutschen Großmächte angewiesen, doch bei wem soll man sich nun anbiedern: bei Preußen oder Österreich? Prinz Heinrich XIX. spekuliert auf einen Kongress in Wien. Da trifft es sich gut, dass er einen Vetter Metternichs zum Freund hat, den vergnügungssüchtigen Wiener Grafen Herzmansthal. Um sich bei ihm und seiner Nichte Gabriele einzuschmeicheln, veranstaltet der Prinz eigens eine festliche Redoute in der Orangerie von Schloss Osterstein. Im Trubel dieser wienerischen Ballveranstaltung, bei der traditionell auch Maskierungen erlaubt sind, gelangt der Wiener Walzer zum ersten Mal nach Ostthüringen und leistet sogar den entscheidenden Beitrag zur Rettung des Fürstentums …

Redoute in Reuß macht erstmals Thüringen, das Land der Zwergfürstentümer, zum Operettenschauplatz und nimmt sich des bisweilen bizarren Adelsgeschlechts der Reußen an. Nach dem Erfolgsrezept der 1899 uraufgeführten Pasticcio-Operette Wiener Blut schuf das österreichisch-deutsche Duo Jira/Kröger eine Operette, deren musikalische Motive allesamt dem reichen OEuvre an Tanz- und Marschmusik von Johann Strauß Sohn entlehnt sind.

 

Eine Operette über die Reußen?!
Das Wichtigste in Kürze

Dem Operettenfürstentum Reuß-Greiz-Schleiz begegnen wir erstmals in Wiener Blut (1899). Dabei handelt es sich nicht nur um eine Persiflage der deutschen Kleinstaaterei — die reußischen Fürstentümer existierten tatsächlich trotz ihrer überschaubaren Größe bis 1918.

Gera war einst die Hauptstadt des Fürstentums Reuß jüngerer Linie, zu dem auch Schleiz, Lobenstein und Ebersdorf gehörten. Das Fürstentum Reuß älterer Linie (Greiz) war das allerkleinste der deutschen Zwergfürstentümer.

Preußen vs. Österreich: Als es noch kein einheitliches Deutschland gab, orientierte sich die jüngere Linie Reuß an Preußen, die ältere jedoch an Österreich.

Heinrich XIII. Prinz Reuß scheiterte 2022 als Kopf einer Reichsbürgertruppe an Umsturzplänen, die in Schlagzeilen als „Operettenputsch“ bezeichnet wurden.

Heinrich ist der Vorname aller männlichen Mitglieder des Hauses Reuß. In der älteren Linie zählte man die Heinriche bis 100, in der jüngeren Linie begann man nach 100 Jahren wieder bei 1.

Lola Montez, eine irische Hochstaplerin, führte als spanische Tänzerin ein skandalreiches Leben. Sie war berüchtigt für ihre Lust an Ohrfeigen und Peitschenhieben, ihr Faible für große Hunde und Zigarren. Heinrich LXII. hatte die temperamentvolle „Spanierin“ 1843 nach Ebersdorf eingeladen und sie bereits nach wenigen Tagen wieder ausgewiesen. Lola Montez musste das winzige Fürstentum Reuß-Ebersdorf binnen 24 Stunden verlassen. Ihre Antwort darauf: Dazu braucht man keine 15 Minuten!

Wiener Blut ist die erste sogenannte Pasticcio-Operette. Dafür wurden Melodien aus Johann Strauß’ Tänzen und Märschen zusammengestellt, bearbeitet und textiert.

Johann Strauß Sohn schuf über 500 Werke, darunter 15 Operetten, die für ihren enormen Melodienreichtum berühmt sind. Für jeden Walzer erfand Strauß zehn Motive, für jede Polka vier, seine Operetten enthalten jeweils 120 bis 150 Motive.

 


Besetzung


Rezensionen

Amüsantes Spiel um die Zukunftsängste der Oberen

„Ohne Zweifel steckt in dem im Großen Haus Gera mit umwerfendem Erfolg uraufgeführten Stück, in dem es um die Existenzängste der Reußen in der Welt nach Napoleon geht, eine Menge Geschick.“

Volker Müller, Thüringer Allgemeine, Februar 2024

Walzerdiplomatie in Reuß-Greiz-Schleiz – Operettenglück in Gera

„Zusammen mit dem, was Thomas Wicklein an Strauß-Schmankerln mit dem Orchester des Theaters Altenburg Gera musikalisch leuchten lässt, werden die knapp drei Bruttostunden zum reinen Vergnügen.“

Joachim Lange, Neue Musikzeitung, Februar 2024

Heinrich mir graut vor dir

„Die heftig bejubelte Pasticcio-Operettennovität ,Redoute in Reuß‘ haben Hausherr Kay Kuntze (Regie), Martin Fischer (Bühne) und Andrea Eisensee liebevoll historisierend und mit Augenzwinkern ins Publikum in Szene gesetzt. [...] Das Libretto der Wienerin Sophia Jira sitzt und hat mit der Musik natürlich eine sichere, bekannte und populäre Verbündete an seiner Seite. Zudem lässt Thomas Wicklein mit dem Orchester des Theaters Altenburg Gera jeden Strauss-Funken effektvoll sprühen, den ihm Olav Kröger aufs Pult arrangiert und komponiert hat.“

Roberto Becker, Concerti, Februar 2024

Redoute in Reuß

„Viele gute Gesangsleistungen und das toll aufspielende Orchester samt Chor bringen eine neue spritzige Operette in der Inszenierung Kay Kuntzes auf den Weg.“

Friedhelm Rosenkranz, Online Merker, Februar 2024

Der Familienschwank des Operetten-Reichsbürgers

„Dramaturgin Sophie Jira und der Komponist Olav Kröger haben ganze, feinperlig sektschäumende Soap-Operetta-Arbeit geleistet. Da sitzen die Witze und schmiegen sich die Melodien, als sei alles original. Aus den Seelenunterschieden zwischen schön im Schmäh schnarrenden Wienern und etwa langsameren Ostthüringern lassen sich zudem viele Pointenfunken schlagen. Das alles wird vom dem trefflich besetzten Sängerensemble des Theaters Altenburg-Gera so könnerisch wie lustvoll ausgespielt, stets mit einem Schlenker ironischer Übertreibung, so wie auch in den feschen Kostümen. Und das Publikum hat jauchzend bei dieser Strauß-Tütensuppe seinen neo-reußischen Redouten-Spaß: Bisweilen kann Anachronismus ziemlich Laune machen.“

Manuel Brug, Welt, Februar 2024

Kaiserscharrn und Kastagnetten

„Dafür gibt es letztendlich ausufernden Jubel [...].“

Ute Grundmann, Opern News, Februar 2024

Radiobeitrag

„Und diese Welt lässt der Kostüm- und Bühnenbildner Martin Fischer auf geniale Weise auferstehen! Allein das opulente Bild des historischen Schlosses Osterstein, bekrönt von einem detailgetreu dargestellten reußischen Wappen ist ein optischer Genuss. Fazit: Mitteldeutsche Geschichte als Wiener Operette – das macht absolut Laune!“

Claudia Fischer, MDR Kultur, Februar 2024

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