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Rostislav Zakharov

Das Werk von Rostislav Zakharov prägte eine ganze Epoche in der Geschichte des sowjetischen und globalen choreografischen Theaters. Als Tanzkünstler beeinflusste er die Kunst des Balletts und machte es zu einer wahrhaft demokratischen Kunst. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann das Balletttheater, sich mit der großen Literatur zu verbinden, und Zakharov war der Begründer einer neuen Form der Ballettinszenierung. Dank seiner profunden Kenntnisse des Stanislawski-Systems kreierte der Choreograf eine neue Art von Ballettaufführung, in der sich hohe tänzerische Ausdruckskraft mit großen darstellerischen Fähigkeiten verband. In seinen Ballettaufführungen kamen die Schauspieltalente von Galina Ulanova, Marina Semyonova und Maya Plisetskaya zum Vorschein.
Rostislav Zakharov wurde am 7. September 1907 in der Stadt Astrakhan an der Wolga geboren. Im Jahr 1926 machte er seinen Abschluss an der Staatlichen Choreografieschule Leningrad (heute: Waganowa-Ballettakademie, St. Petersburg) und graduierte vom Russischen Staatlichen Institut für Darstellende Künste in Leningrad (Regieabteilung 1932; Regieabteilung 1948 als externes Praktikum).
Nach seinem Abschluss an der Staatlichen Choreografieschule Leningrad wurde er mit einer Gruppe von AbsolventInnen in die Ukraine entsandt, um die Ballettkunst zu fördern. Im Zeitraum von 1926 und 1929 wurde er Soloballettmeister der Opern- und Balletttheater in Charkow und Kiew. Während seiner Arbeit am Theater gründete er 1927 eine Ballettschule in Kiew, wo er die Grundlagen des klassischen Tanzes, des Duetts und des Volkstanzes unterrichtete. Auf dieser Basis schuf und inszenierte er sein erstes einaktiges Ballett Der Traum des Seemanns. Es folgten ein Ballett nach Ricardo Drigos Harlekinade und später ein Konzertprogramm mit Nummern aus Faust und Fürst Igor. Im Jahr 1929 inszenierte er das Ballett Don Quijote. Zakharov verband sein Studium am Staatlichen Institut für Darstellende Künste erfolgreich mit der Arbeit als Balletttänzer und Regisseur von Ballettaufführungen.
Zwischen 1932 und 1936 wurde er Choreograf des Opern- und Balletttheaters von S. M. Kirow (heutiges Mariinski-Theater), wo er 1934 sein berühmtestes Ballett Der Brunnen von Bachtschissarai zur Musik von Boris Asafjew nach einem Gedicht von Alexander Puschkin inszenierte. Eben dieses Ballett markierte den Beginn der sowjetischen, choreografischen sog. Puschkiniana und eröffnete der Welt eine neue Methode der Regiearbeit im Ballett - das ‚dramatische Ballett‘.
Gegenwärtig wird das Ballett Der Brunnen von Bachtschissarai in vielen Theatern in Russland und auf der ganzen Welt aufgeführt. Auf der Bühne des Kirow-Theaters inszenierte er auch die Ballette Verlorene Illusionen von Boris Asafjew (1936), Der rote Mohn und Der bronzene Reiter (1949) von Reingold Glier, Tänze in den Opern Chowanschtschina von Modest Mussorgski (1933) und Die Hugenotten zur Musik von Giacomo Meyerbeer (1935)
In den Jahren 1936 bis 1956 war er Chefchoreograph und Operndirektor des Bolschoi-Theaters, wo er u.a. folgende Ballette inszenierte: Der Brunnen von Bachtschissarai (Neufassung 1936), Der Gefangene des Kaukasus (1938) und Die Bäuerin (1946) von B. Asafjew, Aschenputtel (1945) von S. Prokofjew, Don Quijote (1940) von L. Minkus sowie Taras Bulba (1940) von W. Solowjew-Sedoy. Diesem Ballett entstammt auch der legendäre Tanz Gopak, der seit über 80 Jahren mit großem Erfolg auf den Bühnen der besten Theater der Welt aufgeführt wird. Er ist eine Variation des Ostap, des Sohnes von Taras Bulba.
Rostislav Zakharov beschränkte seine Arbeit nicht nur auf die Choreographie, sondern inszenierte auch Opern am Bolschoi-Theater, wobei er die Arbeit des Choreographen mit der Inszenierung und Regiearbeit verband: Ruslan und Ljudmila von M. Glinka (1937; 1956 Prag), Carmen von J. Bizet (1943), Wilhelm Tell von G. Rossini (1943). Seine Carmen wird seit mehr als 40 Jahren am Bolschoi-Theater aufgeführt, und 1959 wurde die Rolle des José von dem großen italienischen Tenor Mario Del Monaco übernommen. In Opernwerken inszenierte Zakharov Tänze wie die polnische Ballszene in Ivan Susanin von M. Glinka, Nainas Gärten in Ruslan und Ljudmila sowie Tanzbeiträge in Krieg und Frieden von S. Prokofiev und Aida von G. Verdi.
Von 1945 bis 1947 war Zakharov Direktor und künstlerischer Leiter der Choreografischen Schule am Staatlichen Akademischen Bolschoi-Theater der UdSSR (heute: Moskauer Staatliche Akademie für Choreographie). Im Jahr 1946 gründete er die weltweit erste Choreografieabteilung für Balletttänzer. Nachdem er seine Bühnentätigkeit aufgegeben hatte, widmete sich Zakharov dem Unterrichten. Er wurde ständiger Leiter der Choreografieabteilung des Staatlichen Instituts für Theaterkunst GITIS in Moskau, erhielt 1951 den Titel eines Professors und lehrte Studierende die Kunst des Choreografierens. Zu seinen Schülern zählten Persönlichkeiten des sowjetischen und ausländischen Balletttheaters: Igor Smirnov, Alexander Lapauri, Natalia Konyus, Mikhail Lavrovsky, Andrey Petrov, Dmitry Bryantsev, Anatoly Borzov, Jiri Blazek und Marilena Totova (Tschechoslowakei), Nadezhda Kiradzhieva (Bulgarien), Vera Bokkadoro (Frankreich), etc.
Zakharov verfasste auch Artikel und Bücher wie The Art of a Choreographer, Notes of a Choreographer, A Word about Dance, Composition of a Dance usw.
Seit 1947 nahm er regelmäßig als Ballettmeister an den Weltfestspielen der Jugend und Studenten teil und war einer der Leiter der sowjetischen Delegation.
Inszenierungen von Ballett- und Opernaufführungen führten ihn an Theaterhäuser in Prag, Helsinki, Zagreb, Budapest, Kairo u.v.a. Am 15. Januar 1984 starb Rostislav Vladimirovich Zakharov in Moskau.

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