Nanine Linning

Foto: Annemoone Take

Die niederländische Choreografin Nanine Linning wurde 1977 geboren. Für ihre multidisziplinären Arbeiten, in denen sie Tanz mit Design, Video, Visual Arts und Mode verbindet, wurde sie seit Beginn ihrer Karriere mehrfach ausgezeichnet. Im Jahr 2000 ging sie als Europas jüngste Hauschoreografin ans Scapino Ballett Rotterdam. Sie leitete die Tanzkompanien der Theater Osnabrück (2009-12) und der Theater und Orchester Heidelberg (2012-18), wo sie u.a. als Gründungsmitglied des Choreographischen Centrums Heidelberg (2012) sowie des Festivals Tanzbiennale Heidelberg (2014) fungierte. Sie kuratierte das Tanzprogramm der Festspiele Ludwigshafen in den Jahren 2018 und 2019.
Für ihre 1999 gegründete Dance Company Nanine Linning entstanden bisher neun Produktionen, die in Europa, Asien, Großbritannien und den USA auf Tournee gingen. BACON über den Maler Francis Bacon wurde zu einem Klassiker, der nach über 100 Vorstellungen in neun Nationen noch immer zum Repertoire des Ensembles gehört. Das Stück wurde 2006 mit dem Swan für die beste Produktion in den Niederlanden ausgezeichnet. Hierauf folgten CRY LOVE, eine multimediale Performance mit Videoinstallationen für das Holland Festival, und ihre mit dem Theaterkijk-Preis ausgezeichnete Tanz- und Videoproduktion ENDLESS SONG OF SILENCE zu Henryk Góreckis 3. Symphonie. Aus ENDLESS SONG OF SILENCE entstand das Rechercheprojekt CORTEX, bei dem sie gemeinsam mit Neurowissenschaftler*innen, Neurobiolog*innen und Neuropsycholog*innen die emotionalen Reaktionen des Publikums erforschte. Für REQUIEM, eine Koproduktion mit dem Theater Osnabrück zu Gabriel Faurés Musik für über 90 Tänzer*innen, Musiker*innen, Chorsänger*innen und Solist*innen, gewann sie 2015 den renommierten Schweizer Tanzpreis. 2019 schuf sie DOUBLE HELIX, eine Performance-Installation in Zusammenarbeit mit dem niederländischen Designer Bart Hess.
Nanine Linning erhielt für Ihr Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen. Im Jahr 2000 wurde sie für den holländischen Kulturpreis nominiert. Zu ihren zahlreichen Preisen gehören der Perspektiv-Preis 2002 und der Philip-Morris-Kunstpreis für ihr Gesamtwerk 2003. Für BACON erhielt sie 2006 den Golden Swan für die beste Tanzproduktion der Niederlande. Der Fernsehsender NPS bezeichnete sie 2007 als „Diva des Tanzes“, das Magazin Quote 2008 als „Business Woman des Jahres 2008“ und das Magazin Viva wählte sie im selben Jahr unter die 400 erfolgreichsten Frauen der Niederlande. 2010 erhielt sie den Theaterkijk-Preis für ENDLESS SONG OF SILENCE sowie den De Mus-Preis für DOLBY. Für die Choreografie von VOICE OVER wurde sie 2012 für den deutschen Theaterpreis Der FAUST nominiert, im darauffolgenden Jahr mit ZERO. In den Jahrbüchern tanz erhielt Linning in den vergangenen Jahren mehrere Nennungen in der Rubrik „Kompanie oder Kollektiv des Jahres“. In der Autorenumfrage von Die Deutsche Bühne war sie in den letzten Jahren mehrfach in der Kategorie »Herausragender Beitrag zur aktuellen Entwicklung des Tanzes« und in der Saisonbilanz als eine der „bemerkenswertesten Choreografen“ genannt. Die Neueinstudierung ihrer Produktion REQUIEM am Konzert Theater Bern wurde 2015 mit dem Schweizer Tanzpreis des Schweizer Bundesamtes für Kultur in der Kategorie „Aktuelles Tanzschaffen“ ausgezeichnet und vom Magazin tanz als eine der „Vorstellungen des Jahres“ geehrt. 2017 ehrte NRC Culture Top 100 sie als „Most Innovative Artist and Entrepeneur 2017 der Niederlande”. Das Magazin tanz bedachte sie in der Kategorie „Choreografin des Jahres 2017“.
Zu Nanine Linnings langjährigen künstlerischen Partner*innen gehören die Dramaturgin und Beraterin Peggy Olislaegers, der Tänzer und choreografische Assistent Kyle Patrick, die Haute Couture-Designerin Iris van Herpen, mit der sie u.a. ihre erste Opernregie Madama Butterfly und das für den FAUST-Preis nominierte Stück ZERO realisierte, die Designerin Irina Shaposhnikova sowie der Philosoph Jappe Groenendijk.
Ensembles wie das des Konzerttheater Bern, des Thüringer Staatsballetts und der Oper Halle haben ihre Choreografien ins Repertoire aufgenommen. Nanine Linning entwickelt Auftragswerke für Ballett- und zeitgenössische Kompanien, für Opernhäuser, Chöre, Museen und Festivals. 2019 luden sie das Stuttgarter Ballett und das Deutsche Nationaltheater Weimar ein, eine Choreografie anlässlich des 100-jährigen Bauhaus-Jubiläums zu entwickeln. Im selben Jahr entstand für  das Bayerische Staatsballett und die Opernfestspiele München ein Abend zur Musik von Hans Abrahamsen, für den der griechische Architekt Alexandros Tsolakis Bühne und Visual Arts entwarf.
2020 arbeitete Nanine Linning mit der Regisseurin Monique Wagemakers und der Künstlerin Lonneke Gordijn (Studio DRIFT) an der Nederlandse Reisopera an ihrer dritten Opernproduktion, Monteverdis L’ORFEO. Gemeinsam mit dem Nederlands Kamerkoor und dessen Leiter Tido Visser brachte sie im Oktober Orlando di Lasso’s Meisterwerk Tears of Peter (Lagrime di San Pietro) auf die Bühne. 2021 feierte Nanine Linning mit einer Kreation für das Boston Ballet ihr choreografisches Debüt in den USA: Poulencs und Cocteaus Monooper La Voix Humaine, in Form eines Tanzfilms.
Der Dirigent Teodor Currentzis lud Linning ein, ein neues Werk für sieben Tänzer und sein vom Hause Cartier in Auftrag gegebenes Orchester musicAeterna in St. Petersburg zu schaffen, das im Februar 2021 uraufgeführt wurde, und bat sie darum, im Juni 2021 mit ihrer eigenen Kompanie das Stück DOUBLE HELIX bei seinem Diagilev-Festival in Perm aufzuführen.
ANIMA OBSCURA - ihre neueste abendfüllende Multimedia-Produktion – zur Musik von Brahms‘ Ein Deutsches Requiem und zeitgenössischen Kompositionen von Yannis Kyriakides wird im Oktober 2021 mit dem Theater Bielefeld uraufgeführt.
Außerdem hält Nanine Linning Meisterkurse an der Universität Zürich.

http://www.naninelinning.nl/

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